Dienstag, 1. Dezember 2015

November 2015 Alle Filme

Das Jahr nähert sich dem Ende und wieder ist ein Monat vorbei. Mal wieder ein Monat voller Sichtungen und mal wieder nur die Liste aber, wer ein wenig mehr lesen möchte der klicke doch auf folgenden Link, da ich bei letterboxd zu einigen Filmen innerhalb meines Tagebuchs etwas in schlechtem Englisch geschrieben habe ;) http://letterboxd.com/ShortCut/films/diary/

Kurz etwas zu einigen Filmen :  Fangen wir mit einem der boxofficemäßig meist erwarteten Filmen des Jahres an, sprich der neue Bond. Ist eine Enttäuschung und mit einer 5 vielleicht noch zu hoch bewertet. Verkauft mal soeben haufenweise Bond Fans für blöd indem er einen Storytwist präsentiert, der mal ganz galant gesagt für die Mülltonne ist und null funktioniert dann noch krampfhaft damit beschäftigt ist die Craig Bonds zu verbinden und einen lustlosen Bösewicht präsentiert, wo man sich fragt, was haben die mit dem Geld gemacht. Es gibt auch tolle Szenen in Spectre und ja klar unterhaltsam auch irgendwie, alles in allem nett und eher Mittelmaß.
Ganz großartig der neue Bogdanovich, der in seiner ganzen Struktur verdammt gut an What´s up doc erinnert und wie ein Orkan Screwball sprüht.
Ein Wahnsinnsfilm ist auch das Vermächtnis von Aleksej German, der mit seinen an die Strugatzki Vorlage angelehnten Wahnsinnsbildern einen Film irgendwo zwischen Hieronymus Bosch, Tarkowsky, Jodorowsky, Béla Tarr und Wenzel Storch gedreht hat.
Bridge of Spies, der neue Steven Spielberg ist vielleicht einer der schönsten Spielberg/Hanks Filme überhaupt und überrascht mit einem sehr subtilen, witzigen Spionagethriller, der so oldschool ist, dass es eine wahre Freude ist demzuzuschauen.
Ach und dann noch der neue Peter Strickland "The Duke of Burgundy", den man sich allein wegen seiner Bilderpracht im Kino ansehen sollte und einen wahren Sinnesrausch zwischen Argento und Jess Franco präsentiert, sich aber im Gegensatz zu seinem Debut (Berberian Sound Studio) sich ein wenig in dieser Welt, die direkt in und aus dem Unterbewußtsein, dieser BDSM-Fetish Beziehung führt, verliert.
"Der Fan" von Eckhart Schmidt ist eine Intensivstudie, nicht nur über das deutsche Kino der 80er Jahre sondern auch NS-Ästhetik des Bösen im New-Wave und wieder Psyche und Unterbewußtsein, ein unglaublich reicher Film, weit hinaus über das was man im Internationalen Lexikon des Films darüber lesen dürfte.
"Alpha City" dagegen hat bei mir überhaupt nicht funktioniert. Dabei müßte mir dieser Berlin-Noir eigentlich ziemlich gut gefallen, als Michael Mann Fan, doch war mir dieses Innen-nach Außen kehren der Dialoge zu manieriert als das ich das ernst nehmen konnte. Sicher, soll so sein aber hat nicht funktioniert.
Dann angeregt bei letterboxd gabs noch ne Ringo Lam Reihe, wo mich sein "School on Fire" gnadenlos weggefegt hat. Die Prison Filme sind aber auch sehr schick und "Full Contact" ein so dermaßen überstilisiertes Heroic-Bloodshed Teil, den ich in seiner Homophobie und Phallus Symbolik nie ganz ernst nehmen konnte, aber auf jeden Fall Spaß macht.
Achja und zu guter Letzt : Der neue Michael Mann ein zweites Mal.
Ich hab keine Ahnung was ich im Kino damals gesehen habe, es sah auf jeden Fall nicht gut aus, eine richtige Verbindung konnte ich auch nicht aufbauen auch wenn ich einige Szenen ziemlich toll fand. Nun seh ich den Film auf Blu Ray und ich bin gestern fast vom Sofa gefallen, wie dermaßen toll dieser Film ist und vor allem aussieht ! Die gesamte Farbpalette Michael Manns kommt in einer digitalen Schönheit daher, daß es kaum zu fassen ist. Die Schauplätze gehen in die Charaktere über ähnlich wie schon in Miami Vice, wie in einem Antonioni Film, mit dem Mann eh einiges gemeinsam hat. Blackhat ist ein wunderschöner Film, ich hab mich tatsächlich verliebt, könnte mindestens 30 Szenen aufzählen, die ich toll fand :)

An Uwe : Den mußt du dir nochmal ansehen ;-)

Nächsten Monat dann hoffentlich wieder zwei neue Bergman Einträge, die schon in Arbeit sind.

* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille
(Kino) = im Kino gesehen
(short) = Kurzfilm

10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll

She´s Funny that way (Kino) 2014 (Peter Bogdanovich)  9/10
Hellzapoppin 1941 (H.C. Potter) 10/10 *
Artists and Models  1955 (Frank Tashlin) 7-8/10
The Glass Bottom Boat 1966 (Frank Tashlin) 6/10
4 for Texas 1963 (Robert Aldrich) 4/10
OSS 117 : Le Caire, nid d'espions (OSS 117 : Der Spion, der sich liebte)
2006 (Michel Hazanavicius) 6/10
Der Fan 1982 (Eckhart Schmidt) 8/10
Alpha City 1985 (Eckhart Schmidt) 5/10
Abwärts 1984 (Carl Schenkel) 7-8/10 *
Spectre (Kino) 2015 (Sam Mendes) 5/10
Triple Cross 1966 (Terence Young) 7-8/10
The Jigsaw Man 1984 (Terence Young) 7/10
The Spy who came in from the cold 1965 (Martin Ritt) 9/10
Le Trou (Das Loch) 1960 (Jacques Becker) 10/10
Trudno byt bogom (Kino) (Es ist schwer, ein Gott zu sein)
2013 (Aleksey German) 8/10
Ivan Groznyy (Iwan, der Schreckliche Part 1) 1945 (Sergei M. Eisenstein) 9/10
Ivan Groznyy Skaz vtoroy :  Boyarskiy zagovor (Iwan, der Schreckliche Part 2)
1958 (Sergei M. Eisenstein) 9/10
The sixth sense 1999 (M. Night Shyamalan) 8/10 *
The Duke of Burgundy (Kino) 2015 (Peter Strickland) 7/10
Kumonosu-jô (Das Schloß im Spinnwebwald) 1957 (Akira Kurosawa) 10/10 *
Kakushi-toride no san-akunin (Die verborgene Festung) 1958 (Akira Kurosawa) 10/10
Zatoichi  2003 (Takeshi Kitano) 7/10
Sukiyaki Western Django 2007 (Takashi Miike) 6-7/10
Yurusarezaru mono (The Unforgiven) 2013 (Sang-Il Lee) 5/10
John Rambo 2008 (Sylvester Stallone) 8/10 *
Lock Up 1989 (John Flynn) 7/10
Gam youk fung wan (Prison on Fire) 1987 (Ringo Lam) 7-8/10
Jian yu feng yun II : Tao fan (Prison on Fire II) 1991 (Ringo Lam) 7-8/10
Hok haau fung wan (School on Fire) 1988 (Ringo Lam) 9/10
Xia dao Gao Fei (Full Contact) 1992 (Ringo Lam) 6-7/10 
Zui jia pai dang 4: Qian li jiu chai po (Mad Mission 4 : Man stirbt nicht zweimal)
1986 (Ringo Lam)7-8/10
Jidu zhongfan (The Suspect) 1998 (Ringo Lam) 6/10
Munich 2005 (Steven Spielberg) 4/10 *
Bridge of Spies 2015 (Steven Spielberg) 8/10 
Black Sunday 1977 (John Frankenheimer) 6/10
In Hell 2003 (Ringo Lam) 5-6/10
Blackhat 2015 (Michael Mann) 9/10 *

Sonntag, 1. November 2015

Oktober 2015 Alle Filme

Hier mal wieder ein Filmmonat mit einem Sack voller Sichtungen.
Will hier gar nicht viel schreiben, nur soviel : "The Look of Silence", nach der Berlinale die zweite Sichtung, hat sich nochmals gefestigt in meiner Liste der besten Filme des Jahres. Sion Sonos megalomanisches 4-Stunden Feuerwerk "Love Exposure" hat mich überrollt, viel Spaß hatte ich auch mit seinem neuen Film "Tokyo Tribe". Falls man Gelegenheit dazu hat sich dieses japanische West-Side-Story meets Warriors-Hip-Hop Musical anzuschauen, sollte man es definitiv im Kino tun.
Weggeblasen wurde ich ebenso von einem der, wie ich finde, schönsten US-Indie Filme der letzten Jahre, der immer auf meiner imaginären Liste stand, ich aber immer vergessen hatte : "Take Shelter" von Jeff Nichols, dessen Name ich mir definitiv merken muß und der mir nochmal gezeigt hat was für ein großartigster Schauspieler Michael Shannon ist ebenso Jessica Chastain, was sie betrifft, wußte ich das ja schon. Achja und wer den neuen Pixar Film "Inside Out" noch nicht gesehen hat : Schnell rein bevor ihr dieses Meisterwerk verpaßt !
Ansonsten : Einige Lücken geschlossen, Kaufmanns "Invasion of the Body Snatchers" zum Beispiel, der mir fast so gut gefällt, wie Siegels Original, den ich einfach sehr, sehr oft gesehen habe und mich schon lange begleitet, ansonsten war ich sehr baff, das die zwei Filme fast ebenbürtig sind.
Joe Dantes neuer Film, der es hierzulande wieder nicht in die Kinos schaffte, ist nett aber auch recht mittelmäßig in seiner nerdigen Rom-Com Struktur. Viele weitere tolle und auch nicht so tolle Filme habe ich in diesem vollgepackten Monat gesehen.
Nunja, viel wollte ich ja nicht schreiben, so lasse ich nun die Liste sprechen :)

P.S. : Wer noch ein wenig mehr Geschreibsel zu einer Handvoll Filmen lesen möchte, der gehe auf http://letterboxd.com/ShortCut/ 


* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille
(Kino) = im Kino gesehen
(short) = Kurzfilm

10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll



Abre los ojos (Öffne Deine Augen) 1997 (Alejandro Amenábar) 8/10
 Sicario (Kino) 2015 (Denis Villeneuve) 7/10 
The Look of Silence (Kino) 2014 (Joshua Oppenheimer) 10/10 *
Kris (Krise) 1946 (Ingmar Bergman) 6-7/10 
Clouds of Sils Maria 2014 (Olivier Assayas) 8/10
Vanya on 42nd Street 1994 (Louis Malle) 7/10
Pixar´s Lava (short) (Kino) 2014 (James Ford Murphy) 6/10
Pixar´s Inside Out (Kino) 2015 (Peter Docter & Ronnie Del Carmen) 10/10 *
My Dinner with André 1981 (Louis Malle) 9-10/10
Le voleur (Der Dieb von Paris) 1967 (Louis Malle) 8/10 
The Ghost goes West 1935 (René Clair) 7/10
Platinum Blonde 1931 (Frank Capra) 8-9/10
Les triplettes de Belleville (Das große Rennen von Belleville) 2003 (Sylvain Chomet) 8/10 
L´illusioniste (Der Illusionist) 2010 (Sylvain Chomet) 7/10 
Playtime 1967 (Jacques Tati) 10/10 *
Trafic 1971 (Jacques Tati) 8/10 *
Whiplash 2014 (Damien Chazelle) 7-8/10
Parade 1974 (Jacques Tati) 8/10
Les parapluies de Cherbourg (Die Regenschirme von Cherbourg) 1964 (Jacques Demy) 8/10 
L´homme de Rio (Abenteuer in Rio) 1964 (Philippe de Broca) 7/10 *
Man´s Favorite Sport ? 1964 (Howard Hawks) 5-6/10
Les tribulations d´un Chinoise en Chine (Die tollen Abenteuer des Monsieur L. 1965 (Philipe de Broca) 6/10 * 
Det regnar på vår kärlek (Es regnet auf unsere Liebe) 1946 (Ingmar Bergman) 7/10 
The Fantastic Voyage 1966 (Richard Fleischer) 7/10
X : The Man with the X-Ray Eyes 1963 (Roger Corman) 8/10
Swamp Thing 1982 (Wes Craven) 7/10
Monkey Shines 1988 (George A. Romero) 8/10
Burying the Ex 2014 (Joe Dante) 5-6/10
Piranha 1978 (Joe Dante) 7-8/10
The Howling 1981 (Joe Dante) 8/10 * 
The Martian (3D) (Kino) 2015 (Ridley Scott) 6/10
The Matchstick Men 2003 (Ridley Scott) 7-8/10
Invasion of the Body Snatchers 1978 (Philip Kaufmann) 9-10/10
Viskningar och Rop (Schreie und Flüstern) 1972 (Ingmar Bergman) 10/10 *
The Babadook 2014 (Jennifer Kent) 5/10
The House of  the Devil 2009 (Ti West) 7-8/10
The Kentucky Fried Movie 1978 (John Landis) 7/10
Der Wald vor lauter Bäumen 2003 (Maren Ade) 8/10
Alle Anderen 2009 (Maren Ade) 7/10
Ai no mukidashi (Love Exposure) 2008 (Sion Sono) 9-10/10 
Tokyo Tribe (Kino) 2014 (Sion Sono) 8/10
Dead or Alive : Hanzaisha 1999 (Takashi Miike) 8/10 *
Dead or Alive 2 : Tôbôsha 2000 (Takashi Miike) 7-8/10
Dead or Alive : Final 2002 (Takashi Miike) 5/10
The Blade Runner : Final Cut 1982 (Ridley Scott) 10/10 *
Rollerball 1975 (Norman Jewison) 9/10
Take Shelter 2011 (Jeff Nichols) 9-10/10
Signs 2002 (M. Night. Shyamalan) 9/10 * 


Mittwoch, 14. Oktober 2015

Bergman Reihe : Fanny och Alexander (SE, FR, DE) 1983 (TV-Langfassung)

Über ein halbes Jahr habe ich diesen Eintrag vor mir hergeschoben, mich rangesetzt und wieder verworfen. Lange habe ich überlegt ob ich die Synopsis so ausführlich auserzählen will, wie ich es bislang immer innerhalb der Bergman-Reihe getan habe, ebenso bei der langen Tv-Fassung von Szenen einer Ehe . Nachdem ich vieles verworfen und wieder zusammengekürzt habe, wird nun, wie bisher, die Inhaltsangabe dieses epischsten aller Bergman Filme, ausführlich ausgebreitet. Wer also den Film noch nicht kennt, sollte weiter unten anfangen zu lesen, da die fünfeinhalbstündige Tv-Fassung, voll auserzählt wird.

Uppsala, Schweden, im Jahre 1907.
Die epische Geschichte um Fanny & Alexander läßt sich auf 4 Häuser verteilen :
  1. Das Haus der Ekdahls (aufgeteilt in die verschiedenen Wohnungen + das Sommerhaus der Großmutter)
  2. Das Haus des Bischofs
  3. Das Haus von Isak Jacobi
  4. Das Theater
 Prolog :
Alexander (Bertil Guve) befindet sich allein in der großen Appartment Wohnung seiner Eltern im Ekdahl Haus. Er betrachtet eine Theaterbühne aus Papier in der er die Bühnenbilder verschiebt und Figuren setzt. Dann ruft er nach seiner Schwester Fanny (Pernilla Allwin), nach seiner Mutter Emelie (Ewa Fröling) und nach den Angestellten Maj (Pernilla August) und Siri (Kristina Adolphson). Er öffnet die mit Tapete verklebte Verbindungstür zur Wohnung der Großmutter Helena (Gunn Wållgren) und ruft nach ihr. Als niemand antwortet, sieht er sich in der Wohnung um und versteckt sich unter dem Esszimmertisch. Er wird müde, lauscht dem Ticken der Uhren und ihrem Spiel. Die Zeit verstreicht und Alexander, in einem Zustand zwischen Traum und Wachsein, beobachtet wie die weiße Frauenstatue im Zimmer zum Leben erwacht und der Tod seine Sense zieht. Die Großmutter unterbricht diese Vision und lädt Alexander zum Kartenspiel ein.

 Episode 1 : Familie Ekdahl feiert Weihnachten
Heiligabend. Das Theater der Ekdahls, die als großbürgerliche Familie das Theater in zweiter Generation besitzen, welches von Oscar Ekdahl (Allan Edwall) geleitet wird, ist gut gefüllt zur Aufführung des Krippenspiels. Nach der Aufführung gibt es das alljährliche Festmahl auf der Theaterbühne. Gustav Adolf Ekdahl (Jarl Kulle), windiger Geschäftsmann und Direktor des Theaters, trifft die Vorbereitungen im zugehörigen Restaurant, während sein Bruder Carl, ebenso Geschäftsmann, (Börje Ahlstedt) dem Alkohol fröhnt und von seiner Frau Lydia (Christina Schollin) angehalten wird, nicht zu spät zum Familienfest der Großmutter zu erscheinen. Der Freund der Großmutter, Isak Jacobi (Erland Josephson), macht sich ebenfals zum Haus der Ekdahls auf, wo Helena die Vorbereitungen inspiziert und dem Dienstpersonal letzte Anweisungen gibt. Zeitgleich hält Oscar als Leiter der Theatergruppe eine feierliche Ansprache vor seinen Mitarbeitern und Kollegen. Nach Isak Jacobi trifft nach und nach die gesamte Familie bei der Großmutter ein. Die Stimmung beim Essen ist fröhlich und ausgelassen. Die Angestellten mischen sich unter die Gäste, die Gespräche werden immer freizügiger und lustiger. Schürzenjäger Gustav flirtet ganz offenherzig am Tisch mit den Dienstmädchen Maj und Siri. Es wird viel gelacht, viel gegessen und viel getrunken. Das Essen endet mit dem traditionellen Tanz durch die Wohnung um den Tannenbaum bei dem Oscar einen kleinen Schwächeanfall erleidet. Gustav bandelt vor den Augen seiner Frau mit Maj an, was seine Frau nicht weiter verwundert und Carl zeigt den Kindern ein "Pups-Konzert" der besonderen Art.
Bevor die Kinder zu Bett geschickt werden liest Oscar im Kreise aller, die Weihnachtsgeschichte vor. Im Kinderzimmer endet der Abend mit einer Kissenschlacht zwischen Maj und den Kindern, die kurz darauf von Gustav´s Frau Alma (Mona Malm) zurechtgewiesen wird, worauf Emelie erschrickt. Während die Kinder im Bett sind, lauschen die Erwachsenen der Stimme von Carl´s Frau, welche ihn auf ambivalente Art zu berühren scheint. Maj besucht Alexander und zeigt ihm das Kleid, welches ihr Alma Ekdahl geschenkt hat. Alexander schleicht sich zu seiner Laterna Magica, die er geschenkt bekommen hat. Als die Erwachsenen die Wohnung verlassen haben, führen Isak und Helena noch lange Gespräche über alte Zeiten und erinnern sich an ihre Liebschaft. Alexander wird von seiner Mutter wieder ins Bett gescheucht und sein Vater Oscar gibt den Kindern eine Gute-Nacht Vorstellung über den weltkostbarsten Kinderzimmerstuhl der Ekdahls. Gustav verführt Maj in seinem Bett und Carl streitet sich mit seiner Frau, die zwei sprechen sich aufs Offenste aus. Bevor Gustav zu seiner Frau zurückkehrt überläßt er Maj eine Konditerei, die sie leiten soll. Wieder zurück bei seiner Frau wird er von ihr und seiner älteren Tochter Petra (Maria Granlund) mit spöttischen Kommentaren versehen, Gustav neckt seine Frau und die beiden schlafen miteinander. Es ist Morgen und die Großfamilie trifft sich bei Helena zum Frühstück und fährt danach, in mit Fackeln beleuchteten, Schlitten, durch den Schnee, in die Kirche.

Episode 2 : Der Geist
Während der Probe zu Hamlet bricht Oscar in der Szene, in der Hamlet zum ersten Mal auf den Geist seines Vaters trifft, zusammen. Alexander wohnt dem Spiel des Vaters, der den Geist spielt, aufmerksam und fasziniert bei. Nach seinem Zusammenbruch eilen seine Frau und der Regisseur Filip Landahl (Gunnar Björnstrand) herbei. Sie und die Theaterleute tragen ihn hinaus während Alexander mit Maj fassungslos zusieht. Die Familie und die Theaterleute kommen im Ekdahl Haus zusammen. Oscar befindet sich in den letzten Zügen als Fanny und Alexander geholt werden. Seine Frau und seine Mutter sind bei ihm als Fanny hereingerufen wird. "Nichts, kann mich von euch trennen. Jetzt nicht und später nicht. Das sehe ich vollkommen klar. Ich glaube sogar, dass ich euch noch näher sein werde als zu Lebzeiten." Als er Alexander sehen will, versteckt sich dieser aus Angst seinem sterbenden Vater zu begegnen. Oscar bekommt einen Krampf in dem Moment als er Alexanders Hand hält. Seiner Frau Emelie, die selbst Schauspielerin im Ensemble ist, sagt er noch, dass sie das Theater übernehmen muß und wünscht sich ein einfaches Begräbnis, nichts bombastisches im Dom, mit Chopin´s Trauermarsch.
In der Nacht wachen Fanny und Alexander von lautem Geschrei auf und sehen durch einen Türspalt ihren aufgebarten Vater und ihre schreiende Mutter in dem Zimmer mit dem Sarg. Vor der Trauerfeier kommt Bischof Vergerus (Jan Malmsjö) um seine Anteilnahme zu bekunden. Das Theaterensemble gibt seine Aufwartung und Emelie erklärt Filip, dass das Wohl der Kinder und auch das Geschäftliche geregelt sei. Daraufhin verkündet sie, dass das Theater unter ihrer Leitung weitergeführt werde und die Proben wie bisher stattfinden sollen. Die Trauerfeier wird vom Bischof durchgeführt und ist pompös inkl. Chopin´s Trauermarsch. Während des Trauermarsches murmelt Alexander einen Schwall von obszönen Wörtern. Nach der Trauerfeier dürfen sich Fanny und Alexander zurückziehen und sehen sich mit der Laterna Magica Bilder an. Sie werden gestört vom Geiste Oscars, der im Nebenzimmer sitzt und auf dem Spinett spielt.

Episode 3 : Der Aufbruch
Ein Jahr ist vergangen. Emelie verkündet vor der Schauspielertruppe, nach einer Aufführung, dass sie das Theaterspiel aufgeben möchte und die Zukunft in die Hände der Gruppe legt. Bischoff Vergerus weilt im Haus der Ekdahls. Emelie ruft Alexander zu sich und dem Bischof. Dieser erklärt, dass er sich seiner Emelie angenommen und sich um sie gekümmert hat in ihrer Zeit der Trauer. Alexander wird vom Bischof bloßgestellt und getadelt aufgrund einer Schulbeschwerde, die ihn der Lüge bezichtigt, da er in der Schule erzählt habe, seine Mutter hätte ihn und seine Schwester an einen Zirkus verkauft. Der Bischof zwingt Alexander sich zu entschuldigen und erklärt ihm, dass die Fantasie eine großartige Gabe sei, die nur den Künstlern, Dichtern und Musikern zustehe. Im Anschluß erklären seine Mutter und der Bischof vor Fanny und Alexander, dass sie heiraten werden. Danach spricht der Bischof ein Gebet. Alexander sieht währenddessen seinen Vater durch den Raum gehen. Der Bischof will, dass Emelie samt den Kindern von nun an bei ihm in seinem Haus wohnen.

Das Haus des Bischofs steht in seiner kargen und kalten Art im krassen Gegensatz zur Wohnung der Ekdahls. Der Bischof wohnt dort mit seiner Mutter Blenda (Marianne Aminoff), seiner Schwester Henrietta (Kerstin Tidelius) und der bettlägerigen Tante Elsa (Hans Henrik Lerfeldt). Nachdem der Bischof durch das Haus geführt hat und alle samt Angestellten vorgestellt hat, bittet er Emelie am Abend sich von all ihren Besitztümern zu trennen und ihr bisheriges Leben zurückzulassen. Auch ihre Kinder sollen wie neu geboren in ihr neues Leben schreiten und ein Opfer für das Glück ihrer Mutter bringen. Emelie, überwältigt von dieser Liebe, willigt ein. Bei der Trauungszeremonie im Haus der Ekdahls sieht Alexander wieder den Geist seines Vaters, wie er die Trauung von weitem beobachtet. Nach der Zeremonie äußert die Ekdahl Familie Bedenken an der Richtigkeit dieser Trauung als sie die neue Familie aus dem Fenster beobachten. Fanny und Alexander fühlen sich äußerst unwohl im Haus des Bischofs. Besonders Alexanders Hass auf seinen Stiefvater verstärkt sich immer mehr. Abends beim Essen im Bischofshaus kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Emelie und der Schwester Henrietta, bezüglich der strengen Regeln, welche die Kinder betreffen. Nach dem Nachtgebet und dem Tadel des Bischofs Alexander gegenüber, erzählt Emelie, dass das Puppenhaus im Kinderzimmer zwei Mädchen gehört hat, die im See mit ihrer Mutter, vor 15 Jahren, ertrunken sind. Emelie erklärt den Kindern, dass sie nicht eingesperrt seien und dass sie den Bischof liebe. Nachdem die Mutter gegangen ist zeigt Alexander, Fanny das verschlossene Fenster samt Gitterstäben.

Episode 4 : Die Ereignisse des Sommers
Helena bekommt in ihrem Sommerhaus einen Anruf von Isak. Im Laufe des Gesprächs beklagt sie sich darüber, dass Emelie und die Kinder den Sommer nicht bei ihr verbringen und stattdessen im Bischofsgemäuer verbleiben. Sie bekommt Besuch von Maj, die von Gustav Adolf ein Kind erwartet. Sie erzählt, dass Alexander ihr auf die vielen Briefe nicht antworten würde. Zudem besteht Gustav Adolf darauf, dass sie sein Geschenk, die Konditorei annimmt. Helena tröstet sie und beschwichtigt, dass sie sich unnötig Sorgen mache. Fanny und Alexander sind in ihrem Zimmer eingesperrt. Justina (Harriet Andersson), eine der Hausangestellten, erzählt ihnen, dass die ertrunkenen Kinder, die des Bischofs waren und das die Frau des Bischofs, sie zu retten versucht hat, als die Strömung sie erfasste. Seitdem würden unheimliche Ereignisse sie heimsuchen. Alexander erzählt daraufhin, dass er die Erscheinung der Frau gesehen habe und dass sie ihm ein Geheimnis anvertraut habe. Ihr Mann, der Bischof, habe sie zusammen mit den Kindern 5 Tage lang ohne Essen und Trinken im Schlafzimmer eingesperrt. Bei der Flucht aus dem Schlafzimmer stürzten sie ins Wasser und ertranken. Justina erzählt dies sogleich dem Bischof. Währenddessen erscheint Helena in ihrem Sommerhaus der Geist von Oscar, dem sie selbstreflexiv von sich und ihrer Rolle als Frau, Schauspielerin und Mutter erzählt. Oscar äußert ihr seine Sorgen der Kinder wegen.

Alexander und Fanny werden zum Bischof geordert, der Alexander, einem Prozess gleich, der Lüge bezichtigt. Alexander soll zwischen Rohrstock, Rizinusöl und Kellergewölbe seine Strafe wählen. Vergerus zwingt Alexander mit dem Rohrstock zum Bekenntnis seiner Lüge. Daraufhin wird er auf dem Dachboden eingesperrt. Emilie besucht Helena in ihrem Sommerhaus und erzählt ihr von den schrecklichen Vorkommnissen und wie grausam die Kinder behandelt werden. Sie erzählt auch, dass Vergerus ihre Bitte um Scheidung abgelehnt habe und das sie ihn um jeden Preis verlassen werde, worauf er ihr die Gesetzeslage nahe gelegt habe, die bei einem Prozess zu seinen Gunsten ausfallen würde und er die Erziehungsgewalt über Fanny und Alexander bekommen würde.
Auf dem Dachboden erscheinen Alexander die Geister der ertrunkenen Töchter, die ihm erzählen, dass sie beim Schlittschuhlaufen im Eis einbrachen und zusammen mit ihrer Mutter, die sie retten wollte, ertranken. Sie fauchen ihn an, dass sie ihren Vater von Alexanders Hass befreien werden indem sie ihm zusetzen bis er seinen Verstand verliere. In Helenas Sommerhaus kommt der Rest der Familie vom Bootsausflug zurück. Gustav Adolf besteht entrüstet darauf, dass Maj sein Geschenk annehme, da er ihr Beschützer sei und ihre Zukunft mit der Konditorei sichern wolle, zudem sei sein Ruf als Schürzenjäger in der gesamten Familie akzeptiert und gefestigt. Nachdem Helena sich von den Fotografien gelöst hat, beobachtet sie draußen einen heftigen Streit zwischen Carl und Lydia.
Emelie hat Alexander vom Dachboden befreit und liegt bei den Kindern, was dem Bischof missfällt, da sie ihm zuwiderhandelt. Am Abend erklärt er ihr, dass Alexander nicht zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden könne und er ihn durch die züchtigenden Schläge geheilt hätte, da es eine liebvolle Strenge ist, mit der er Alexander reinigt. Emelie, die vom Bischof schwanger ist, bringt ihm ihren ganzen Hass und ihre Verachtung entgegen. Vergerus macht ihr klar, das ihr keinerlei Rechte zustehen. Emelie, verzweifelt, begreift, dass sie eine Gefangene ist.

Episode 5 : Die Dämonen
Isak stattet dem Bischof einen Besuch ab. Der Schwester des Bischofs erzählt er, Vergerus wollte sich vor längerer Zeit Geld leihen und bot ihm an eine Truhe zu kaufen, was Isak damals ablehnte. Nun wolle er den Bischof sprechen, da er diese Truhe unbedingt kaufen möchte. Während die Schwester den Bischof holt, rennt Isak zum Zimmer der Kinder um sie auf die Flucht vorzubereiten. Nachdem der Kaufvertrag zustande gekommen ist, geht Vergerus in sein Amtszimmer, zählt das Geld und unterzeichnet. Isak holt daraufhin schnell die Kinder, die sich in der Truhe verstecken. Vergerus ist äußerst misstrauisch und wirft Isak zu Boden, rennt mit seiner Schwester zum Zimmer der Kinder, woraufhin ein Wunder geschieht, nachdem Isak seine Hände gen Himmel ausstreckt und ein gleißendes Licht in umhüllt. Emelie steht in dem Zimmer in dem Fanny und Alexander leblos auf dem Boden liegen. Isak läßt schnell die Truhe herausbringen und blickt noch einmal Richtung Bischof und Emelie, die mit einem hoffnungsvollen Blick zurückschaut.

In Isaks Haus essen die Kinder zusammen mit Isak und seinem Neffen Aron (Mats Bergman), der ein Marionettentheater leitet. Bevor sie zu Bett gehen, zeigt ihnen Isak noch das Haus und macht sie darauf aufmerksam, dass die Tür zum Zimmer seines Neffen Ismael (Stina Ekblad) immer verschlossen bleiben soll, da er sehr krank ist. In dem Zimmer mit den roten Vorhängen wollen Fanny und Alexander nicht allein gelassen werden, so bleibt Isak noch bei ihnen und liest aus einem hebräischen Buch ein Gleichnis vor, welches von einem Jüngling auf der Suche nach einer Quelle handelt; von der Suche der Menschen nach Erlösung und Vergebung, der ewigen Suche nach einem höheren Sinn. Alexander taucht ein in die Geschichte von Isak und findet sich selbst auf der Suche zwischen sich geißelnden Gottesfürchtigen und Gauklern, um von seiner Mutter in Mönchsgewandung einen Becher mit Quellwasser überreicht zu bekommen.
Gustav Adolf und sein Bruder Carl statten dem Bischoff einen Besuch ab. Sie wollen den Bischof mit einem angemessenen Geldbetrag beschwichtigen um von polizeilicher Gewalt abzusehen. Sie versuchen ihn zu einer Scheidung zu drängen und machen ihm klar, dass eine Rückkehr der Kinder außer Frage steht. Nachdem Gustav Adolf sich in Rage geredet hat, hält Vergerus ihnen eine Predigt, nach der sie wertlos und minderbemittelt seien. Emelie kommt dazu und bittet Carl und Gustav Adolf zwanghaft, unter den aufmerksamen Augen des Bischofs, dass die Kinder zurückkommen sollen. Als Alexander Nachts aufsteht um das Klo zu suchen, verirrt er sich in den labyrinthischen Gängen von Isaks Haus. Er trifft auf den Geist seines Vaters, der sich dafür entschuldigt, dass er ihnen nicht helfen kann. Emilie überreicht dem Bischoff eine Brühe unter die sie ein Schlafmittel gemischt hat. Währenddessen wird Alexander von Aron erschreckt, der mit einer riesigen Marionette Gott spielt. Sie hören Ismael in seinem Zimmer singen und Aron zeigt Alexander in einem anderen Raum, die atmende Mumie. Während die Mumie sich bewegt und Aron erzählt, dass die Menschen immer das Unerklärliche erklären müssen, bewegt sich auch die Tante von Vergerus, der er kurz vor Schlafenszeit einen Besuch abstattete und ihre Nachttischlampe näher an sie rückte. Aron erzählt Alexander von seinem Zaubertheater in St. Petersburg und das Isak sagt, dass es nicht nur die eine Welt gibt. Sie bringen Ismael das Frühstück. Emelie kündigt dem halbbewusstlosen Bischof ihre Rückkehr zu den Kindern an, worauf dieser sie anfleht und verzweifelt versucht sich zu übergeben.

Ismael will, dass Alexander mit ihm alleine bleibt und schickt Aron weg. Ismael sagt Alexander, dass er als gefährlich gelte, weswegen er eingesperrt sei. In dem folgenden Gespräch stellt sich heraus, dass Ismael den Hass Alexanders personifiziert und seinen Mordwunsch an dem Bischoff laut ausspricht. Ismael sieht die Ereignisse, die sich im Bischoffshaus abspielen klar vor sich. Die Lampe stürzt auf das Bett von Vergerus Tante, die in Flammen aus dem Zimmer rennt und das ganze Haus in Brand steckt. Am nächsten Morgen überbringt die Polizei Emilie, die sich bei Helena im Ekdahl Haus befindet, die Nachricht vom Tod des Bischofs. Emilie besucht, in Trauer gewandet, zusammen mit Fanny und Alexander die Theatergruppe, die ein mittelmäßiges Stück proben muß.

 Epilog
Emilie und Maj haben zwei Töchter zur Welt gebracht und Gustav Adolf bringt bei einem Familienfest, bei dem die Familie wieder vereint ist, seine Ehrerbietung und fasst die vergangenen Erfahrungen in einer großen überschwänglichen Rede, auf seine Art, zusammen. Rosa (Lena Olin), die neue Angestellte, bringt Emelies Baby zu Bett und Emelie und Alma den betrunkenen Gustav Adolf. Maj und Petra erklären Emilie, dass sie nach Stockholm gehen wollen. Maj möchte über ihr Leben und das ihres Kindes selbst bestimmen und nicht von Gustav Adolfs, liebevoller aber bevormundender Art, gelenkt werden. Emilie nimmt die Lektüre von Strindbergs "Traumspiel" und geht zu Helena mit der sie über Gustav Adolf reden will, doch Helena weiß längst Bescheid über Majs Pläne, die sie befürwortet und sowieso der Meinung ist, das Gustav Adolf mal kürzer treten müsse, weswegen Emelie auch die komplette Leitung des Theaters übernehmen solle, da es ihr Theater ist. Emelie läßt ihr die Strindberg Lektüre da, die Emelie gerne aufführen möchte mit dem Vorschlag, sie beide könnten darin spielen.
Währenddessen erscheint Alexander der Bischof, der ihn am Kragen packt und mit den Worten "Mich wirst du nicht los" zu Boden wirft. Alexander legt sich zu Helena, die aus dem Vorwort von Strindbergs "Traumspiel" vorliest, während Alexander einschläft.
ENDE SYNOPSIS

Donnerstag, 1. Oktober 2015

September 2015 Alle Filme

Liebe Leserinnen und Leser, hier mal wieder, wie jeden Monat, eine Liste mit allen gesichteten Filmen inkl. Bewertungen. Diesmal ohne Text. Mal schauen, vielleicht werde ich noch etwas hinzufügen aber ersteinmal gibt es nur die blanke Liste.
Zu einer Handvoll Filmen habe ich auch etwas geschrieben. Nachzulesen auf http://letterboxd.com/ShortCut/
Wer will kann mir dort auch folgen.

Überrascht haben mich diesen Monat 3 recht neue Filme. Vorne an der neue Shyamalan, der äußerst sehenswert ist sowie Clint Eastwood´s American Sniper, der gnadenlos unterbewertet ist. Einen Sprung nach oben hat auch Nolan´s Sci-Fi-Family Opera Interstellar gemacht. Dafür fand ich Schippers Victoria ganz furchtbar und hatte problematische Auseinandersetzungen mit drei Inarritu Filmen. Ein paar Horror Classics sowie Carpenter Lücken habe ich auch geschlossen (Carnival of Souls und Night of the Demon sind genauso gut, wie ich es erwartet und gehofft habe) und stelle fest, dass Bob Fosse viel zu wenig Filme gemacht hat. All that Jazz ist ein unglaublicher, definitiver Film übers Broadway Business und Lenny ein Wahnsinns Biopic, natürlich auch Showbiz, der ganz besonderen Sorte. MUSS unbedingt Star 80 und Sweet Charity sehen !



* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille
(Kino) = im Kino gesehen
(short) = Kurzfilm

10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll



Victoria (Kino) 2015 (Sebastian Schipper) 4/10
Lucy 2014 (Luc Besson) 6-7/10
The fifth Element 1997 (Luc Besson) 5/10 *
Ghosts of Mars 2001 (John Carpenter) 4/10
Christine 1983 (John Carpenter) 7/10
American Sniper 2014 (Clint Eastwood) 7/10
Interstellar 2014 (Christopher Nolan) 7-8/10 *
The Ward 2010 (John Carpenter) 4-5/10
The Visit (Kino) 2015 (M. Night Shyamalan) 7-8/10
Lady in the Water 2006 (M. Night Shyamalan) 5/10 *
The Innkeepers 2011 (Ti West) 7/10
Carnival of Souls 1962 (Herk Harvey) 8-9/10
Night of the Demon 1957 (Jacques Tourneur) 8/10
Creature from the Black Lagoon 1954 (Jack Arnold) 6-7/10
Tarantula 1955 (Jack Arnold) 7/10 *
Them! 1954 (Gordon Douglas) 7-8/10
The City under the sea 1965 (Jacques Tourneur) 4-5/10
Birdman : Or (The unexpected virtue of ignorance) 2014 
(Alejandro Gonzáles Inarritu) 6-7/10
All that Jazz 1979 (Bob Fosse) 10/10 *
Lenny 1974 (Bob Fosse) 9/10
Babel 2006 (Alejandro Gonzáles Inarritu) 7/10 *
Biutiful 2010 (Alejandro González Inarritu) 5/10
Mar Adentro (Das Meer in mir) 2004 (Alejandro Amenábar) 4-5/10

 

Freitag, 11. September 2015

August 2015 Alle Filme

Mit einiger Verspätung nun mein letzter Filmmonat. Ich muß mir mal angewöhnen mich gleich nach dem Film hinzusetzen und zu schreiben, dann wartet auch nicht so ein riesiger Berg auf mich. Dieser Monat stand einmal sehr im Rahmen des britischen Kinos, sowie einiger Sozialthemen, was eigentlich gar nicht geplant war, sich dann aber so im Fluß ergeben hat. Weiterhin bin ich ganze 4x im Kino gewesen, was vor allem daran liegt, dass meine Freundin mir im Zuge des Cinemaxx Jubiläums eine 25-Tageskarte geschenkt hat, mit der man halt 25 Tage umsonst ins Cinemaxx gehen kann. Tja, da geht man dann auch mal häufiger ins Cinemaxx.
Alle Filme, wie im letzten Monat schon, mit mal mehr, mal weniger Geschreibsel und im Filmtextregister verlinkt.

* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille
(Kino) = im Kino gesehen
(short) = Kurzfilm

10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll



Midnight Express 1978 (Alan Parker) 9-10/10 * 
Midnight Express habe ich früher sehr oft gesehen. Mittlerweile ist es wohl die 6. Sichtung gewesen und es ist schon faszinierend wie dermaßen gut er in seiner Spannung immer noch wirkt. Tatsächlich würde ich ihn als einen der spannendsten Filme nennen, die ich jemals gesehen habe. Natürlich ist Parkers Film, nach einem Drehbuch von Oliver Stone, nicht unproblematisch, so einseitig wie die türkische Bevölkerung samt Rechtssystem hier als Unrechtsstaat geschildert wird. Wie der Film es aber schafft die Menschenwürde des William Hayes so greifbar zu machen ist mitreißendes Kino par excellence in Bild, Schnitt und vor allem Ton. Giorgio Moroders Score, der als erster Synthie-Score mit einem Oscar bedacht wurde, treibt den Film wie eine Maschine vorwärts und geht tatsächlich durch Mark und Bein. Bei all der Form, darf man natürlich nicht den grandiosen Cast außer Acht lassen und es ist genau die Melange aus grandiosem Schauspiel, mitreißender Schicksalsbindung und Sound und Bilddesign, die diesen Film des ehemaligen, britischen Werbefilmers, dessen Filme ich zum Großteil sehr schätze, für mich jedenfalls, zu etwas ganz Großen machen. 

Stormy Monday 1988 (Mike Figgis) 8/10 * 
Mike Figgis Debut ist definitiv einer der Filme, die das Etikett "Neo-Noir" verdienen. Gleichzeitig ist er aber auch ein kleines Unikum indem er in seinem Noir Setting die amerikanische gegen die europäische Welt prallen läßt und dann ist es auch noch schön herauszulesen wie der Film die Wildheit (Stichwort : Krakauer Jazz-Ensemble) der europäischen Underdogs dem kapitalistischen, amerikanischen Immobilien Hai entegenstellt. Zwei Welten prallen aufeinander und der Film löst sie mit den Gesetzen der Klassiker. Ein wenig "dated" mag das mittlerweile wirken, dennoch hat Figgis Film auch heute noch und vor allem innerhalb des britischen Kinos der 80er unbedingt Bestand. 

The Act of Killing 2012 (Joshua Oppenheimer) 10/10 
Nachdem ich The Look of Silence, den Nachfolgefilm von Oppenheimer, schon auf der Berlinale gesehen habe, mußte ich natürlich seinen Vorgängerfilm auch noch sichten. 
Zu Beginn gibt es ein paar Worte von Werner Herzog, der den Dokumentarfilm zu großen Teilen mitproduziert hat und ihn als ein unglaubliches Werk nennt, welches es nur alle paar Jahre zu sehen gibt. Oppenheimers Film, der einzelne Killer, des Massenmordes an einer halben Million Menschen in Indonesien während der 60er jahre, aufsucht, die immer noch in politischen Positionen sitzen und nie verurteilt wurden, versucht in Interviews sowie durch nachgestellte Szenen, die sie in filmischem Setting (zb. Western, Krimi, Revue) zeigen, eine Reaktion und vor allem Reflexion bei den Tätern hervorzurufen. Was Oppenheimers Act of Killing so großartig macht ist vor allem die Tatsache, dass er eine Wahrheit zeigt, die über das Medium hinaus geht, die sich aber erst durch das Medium entfaltet. Ein Prozess, der gar nicht unähnlich zu den Werner Herzog Spielfilmen steht. Wie The Act of Killing es schafft eine Erkenntnis zu liefern, die rein aus dem filmischen Prozesss entsteht ist geradezu augenöffnend und macht ihn tatsächlich zu nicht weniger als einem Meisterwerk. 

God´s Country 1985 (Louis Malle) 9/10 * 
Louis Malle´s Dokumentarfilm, den er während seiner Zeit in den USA drehte, hab ichvor langer Zeit einmal im TV gesehen. Das tolle an diesem kleinen auf 16mm gedrehten Film, der vollkommen zufällig entstanden ist, ist die Tatsache, dass er durch diese dokumentarische Zufälligkeit zu etwas ganz großartigem wächst und sein Thema im Grunde genommen fast von selbst findet. Louis Malle wollte eigentlich in Minnesota einen Film über Shopping Malls drehen, der aber nicht zutsande kam und so die Crew einfach durch den mittleren Westen fuhr und Malle in dem kleinen Städtchen Glencoe anfing sich mit den Leuten zu unterhalten, die alle grundweg sympathisch sind. Von der alten Frau am Anfang im Garten über die kleinen und großen Farmer hin zum Polizisten oder einer Laienspieltruppe. Als er nach 6 Jahren nochmal dorthin fährt zieht der Film dann ganz zufällig ein Resummee über die Lage des Landes, welches sehr bitter ausfällt, da die kleinen Leute alle von der Wirtschaftskrise samt Reagan Politik getroffen sind und sich die republikanischen Wähler betrogen fühlen. Dabei ist es den ganzen Film äußerst bemerkenswert, wie der kleine Franzose mit der Kamera es schafft ein naturgetreues Porträt samt verborgenen Wahrheiten an die Oberfläche zu kitzeln. Ganz großartiges Doku-Kino. Eine längere, sehr lesenswerte Kritik gibt es hier, von Michael Schleeh, bei Filmgazette.

… and the pursuit of happiness 1986 (Louis Malle) 8/10 
 Anders als bei "God´s Country" hatte Louis Malle hier einen Plan und wollte einen Film über die neue Einwandererwelle im Einwandererstaat USA drehen, der von HBO produziert wurde.  Der Film stellt in seiner Unangestrengtheit, die viel mit der freundlichen Art und Weise Malles bei seinen Interviews, zu tun hat,  ein weitläufiges Porträt der Licht und Schattenseiten des amerikanischen Traums dar, indem er unzählige, verschiedene soziale Schichten von Einwanderern interviewt und porträtiert. Von der Erfüllung des Traumes bis hin zu den kritischen Träumen hält sich der Film die Waage, wobei das positive deutlich überwiegt. Am eindrucksvollsten wird mir aber wohl die Episode mit der Somoza Familie in Erinnerung bleiben, die zu der Zeit im Exil in Miami lebte und der Louis Malle einen Besuch abstattete und diese befremdliche Episode miteinbettet. 
Auch hierzu sei Michael Schleehs Text bei Filmgazette sehr empfohlen. 

Gangster No. 1 2000 (Paul McGuigan) 8/10 
Ist ein hochgradig intensives Psychogramm eines kleinen Handlangers (intensiv dargestellt von Paul Bettany als junger Gangster in der Rückblende und noch intensiver dargestellt, bis zur Grenze zum Wahnsinn, von Malcolm McDowell als alter Gangster in der Gegenwart), innerhalb der britischen Unterwelt der swinging Sixties. Diese kleine Nummer will unbedingt den Platz seines Bosses Freddie Mayes (David Thewlis) einnehmen. Während dieser zwar schmierig aber ganz loyal noch einem Kodex verpflichtet ist geht der junge Gangster, dessen Name keine Rolle spielt, mit wahnsinniger Brutalität vor um an die Spitze zu kommen. Die obsessive Gier nach diesem anderen Leben fängt der Film in vielen symbolträchtigen Szenen ein und zieht den Zuschauer förmlich in einen Strudel der Gewalt, der einen immerzu in die Sichtweise dieses Psychopathen drängt. Manches erinnert an "Good Fellas", manches in der Beziehung zwischen den beiden Gangstern an Leones "Once upon a Time in America". Im Zuge der vielen UK-Gangster Movies, die in den Nuller Jahren rauskamen, wohl einer der besten. 

Performance 1970 (Donald Cammell & Nicolas Roeg) 9/10 * 
Danach gab es nocheinmal Nicolas Roeg´s Debut über das ich HIER schon einiges geschrieben habe. Paul McGuigan, der Regisseur von "Gangster No.1" muß diesen Film auch gesehen haben. Die Milieu Zeichnungen in der ersten Hälfte von Performance finden sich auch in "Gangster No.1" ebenso wieder wie die Hinterfragung der Persona. 

Get Carter 1971 (Mike Hodges) 9/10 *
 Michael Caine streift durch ein trostloses Manchester der 70er auf der Suche nach den Mördern seines Bruders und definiert dabei seinen Status Quo als eiskalter, cooler Killer. Mike Hodges setzt diese Suche wie ein Puzzle zusammen und die Figur von Carter wird dabei nie wirklich greifbar, da er genau so (gefühls)kalt ist wie die Atmosphäre, die diesen Brocken von einem Film durchzieht und wie der kalte Wind, der auf der Tonspur durch alle Ecken zu pfeifen scheint ist Jack Carter im Grunde ein Toter auf seiner letzten Reise. 
Marcos Ewert hat HIER ein paar schöne Sätze geschrieben, die ich sehr treffend finde. 
Es ist übrigens eine Schande, dass dieser großartige Film, der zu den Klassikern des britischen Kinos gehört hierzulande immer noch nicht auf DVD erschienen ist. 

Harry Brown 2009 (Daniel Barber) 5/10 * 
Tja, Harry Brown fand ich damals auf dem ersten und leider einzigen Fantasy-Film-Fest in Hannover schon recht zwiespältig, mußte ihm aber zugutehalten, dass er als Reißer ziemlich effektiv war. 
Nach dieser zweiten Sichtung ist die Effizienz eher einer Zwiespältigkeit gewichen. 
Man mag das ja kaum sagen aber der Film kurvt ganz nah an Sozialpornographie entlang, denn die "Realität", die er abbildet zwängt er dem Zuschauer als glaubhaft auf. Nicht nur das, er zwingt den Zuschauer Caine´s Sichtweise anzunehmen. Zudem wird eine Altersthematik bemüht, die sehr holzschnittartig in der Bildsprache aufgeht aber dennoch durch das großartige Spiel von Caine seine Momente hat. Ein Rentner-Revenge Kracher wie "Death Wish 3" ist dagegen allerdings goutierbarer, da er in seinem Setting so abstrakt ist, was 1985 aber wohl auch so gemeint war und macht aus seiner gar nicht vorhandenen Sozialkritik keinen Hehl. Im Gegensatz zu diesem Film, der meint das nämlich ernst.
Anbei noch zwei Links zu Texten, in denen ich mich recht gut wiederfinden kann :
Michael Schleeh und Oliver Nöding für F.L.M. damals.

I´ll sleep when i´m dead 2003 (Mike Hodges) 5/10  
Hätte ein schöner britischer Noir werden können mitsamt guter Darstellerriege, geht aber im vorsichhinplätschernden und mäandernden Drehbuch unter. Was schade ist, da irgendwie alles da ist und der Film ja auch eine Art melancholischer "Get Carter" ist (ehemaliger Killer sucht die Mörder seines drogendealenden Bruders). Man könnte auch einfach sagen : "Der Film kommt nicht ausm Tritt".

Looking for Eric 2009 (Ken Loach) 8/10 *
Achja, ich kann gut verstehen, warum viele den als liebsten Loach bezeichnen. Der Mix aus Komödie und typischem "Loach" Social-Drama geht hier sowas von auf weil er auch hier zeigt, dass es ihm um die vielen Themen, die er hier vereint, verdammt ernst ist. Zuweilen, gerade bei der Zweitsichtung denkt man, dass dies gar nicht funktioniert und besonders in der ersten Hälfte gibt es auch die ein oder andere Ungereimtheit, die man aber verschmerzen kann und das tolle ist : Es funktioniert. Loach nimmt, wie in seinen ernsteren Filmen nicht nur die Themen sondern auch seine Figuren und was es für sie heißt dies und jenes durchzumachen, wahnsinnig ernst. Hier bleibt es aber im Sinne einer Komödie. Das kriegen nicht viele so gut und so glaubhaft und so, dass jede Handlung Hand und Fuß hat, hin. Cantona :)

Sweet Sixteen 2002 (Ken Loach) 8/10 
Ich muß zuerst sagen, daß ich von allen Ken Loach Filmen und das ist von den Features her doch einiges, nie einen schlechten oder mittelmäßigen gesehen habe. Es gibt gute, richtig gute, grandiose, unglaubliche und mit Einschränkungen, gute Filme. Sweet Sixteen paßt bei mir in die Kategorie verdammt gut, weil es ein aufrichtiges, ehrliches Jugenddrama (DIESER Cast) mit wahnsinnig viel Herzblut und ungeschönt ist. Überraschen kann man sich bei Ken Loach in den wenigsten Filmen. Halbtotale und Nahaufnahmen und junge Schauspieler, die alles geben gibt es hier zu bestaunen. Bei den "politischen" Filmen ist es oft die Nadel, die er rausholt um genau innnerhalb des wunden Punkts zu stechen, wobei Loach jetzt wohl sagen würde "Of course, all my Films are political." Hier ist es die unglaubliche Empathie für den Hauptdarsteller innerhalb seiner aussichtslosen Spirale, die einen mit sich zieht. Großartiges Jugenddrama. 
 
Breaking and Entering 2006 (Anthony Minghella) 3-4/10
Anthony Minghella, dessen epischen "English Patient" ich für wirklich  tolles Kino halte und der mit seinem "Ripley" Film einen großartigen Thriller machte, besser als der auch gute Clément und mit "Cold Mountain" ein Bürgerkriegsepos zu dem mir jetzt nicht mehr soviel einfällt, hat hier mit seinem letzten Film, eine Mischung aus Sozialmärchen und Beziehungsgeflecht gedreht, welches ähnlich wie die Filme von Inárritu die verschiedenen Schicksale der Protagonisten miteinadner verbindet. Minghella geht dabei aber so sehr auf "Wonderland", dass dabei so Sätze herauskommen, wie "I felt like Kafka", als die afrikanische Putzfrau auf die Befragung der Polizei, nach dem Einbruch reagiert oder der Sohn von Juliette Binoche äußert dramatisch in der Familienauseinandersetzung über den Balkankrieg "I didn´t ask to survive" entgegnet. Nur zwei Beispiele, die aber recht prägnant sind, für einen vollkommen überscripteten Film, der den Darstellern die kuriosesten Sätze theatralisch in den Mund legt ob es nun das Problem mit der autistischen Tochter von Jude Law ist oder irgendwelche Moralweisheiten vom Kommissar Ray Winstone. Vorhersehbar wie eine Soap Opera in ihren schlimmsten Momenten, geht es dem Film natürlich um die zweite Chance von Juliette Binoche und Jude Law, die quasi gedoppelt ist und knapp 3 Stunden gegen durch und durch psychologisierte Schemata kämpfen muß. Von mir gibts da keine 2. Chance. Das steht mal fest. 
 
Dirty Pretty Things 2002 (Stephen Frears) 5-6/10
Stephen Frears, dessen "Prick up your Ears" und "Sammy and Rosie get laid" ich immer noch mal gern sehen würde, interessiert sich hier mal wieder für ein heißes UK-Thema und macht eine Mischung aus Social-Working-Class, Komödie und Crime. Das Problem ist hierbei, dass immer etwas auf der Strecke bleibt. Der Crime Plot um Organhandel von illegalen Einwanderern kommt zu spät zum tragen, steht dabei aber der Lovestory im Weg, als Milieubeschreibung geht er noch am ehesten durch, da Frears hier voll in seinem Element immer wieder die komische Tragik des, weil er soviele Jobs hat, sich ständig wachhaltenden Hauptdarstellers, sehr liebevoll betont. Achja, Audrey Tautou als Türkin ist vollkommen fehlbesetzt und bleibt leider blass in ihrem Rollenklischee stecken, so süß sie auch ist. 

Secrets and Lies 1996 (Mike Leigh) 10/10 
Der zweite Regisseur, der neben Ken Loach, immer sofort genannt wird, da er ebenso soziale Probleme innerhalb des britischen Kinos behandelt, ist Mike Leigh, den ich im Gegensatz zu Loach bislang immer ein wenig vernachlässigt habe. Shame on me. 
Dieser Film ist ein Familienpanorama der ganz besonderen Sorte. Mike Leigh vermittelt seinen sozialen Anstrich wesentlich subtiler als Ken Loach bzw. er setzt ihn nur anders. Mike Leigh läßt seinen Film sich entfalten und das ist wörtlich gemeint. Secrets and Lies ist ein Schauspielerfilm, wie ich ihn seit langer Zeit nicht mehr erlebt habe. Es gibt hier keine psychologisierten, ja schematisierten Dialoge. Totale, Halbtotale, Nahaufnahme genügt und der Film mit seinen 2 1/2 Stunden vergeht wie im Fluge. Der Film, der schildert wie die adoptierte, farbige Hortense, ihre weiße wirkliche Mutter findet, die ein depressives Wrack ist, die durch dieses Treffen aufblüht und ihre Familie mit dem Ereignis konfrontiert, was zuerst auf Unverständnis stößt und die Geister der Vergangenheit sowie Gemüter entfacht, endet mit dem Satz "Oh, this is the life, aint it ?" Ja und genau dieses Leben fängt Mike Leigh ein. Sekunde für Sekunde. Secrets and Lies ist nicht weniger als ein gewichtiger, emotionaler Schatz des Schauspielkinos der 90er Jahre. Sollte man sich gleich nach "Festen" ansehen :)

My beautiful Laundrette 1985 (Stephen Frears) 8/10 * 
Frears großer Achtungserfolg, Mitte der 80er, stellt das Maggie-Thatcher Modell einmal um 180 Grad auf den Kopf in dem hier nicht ein weißer Brite das ökonomische Erfolgsmodell durchläuft sondern ein Pakistani. Dabei kommt schon sehr deutlich, der komödiantisch-dokumentarische Stil raus, der nicht moralisch-wertend in das Geschehen eingreift sondern ihm auch noch eine in der britischen Gesellschaft tabuisierte homosexuelle Lovestory zwischen Omar, dem Pakistani und dem Skin Johnny, gespielt von Daniel Day-Lewis, draufsetzt. So entsteht im Grunde eine Art Sozialmärchen, welches einmal durch die dokumentarische Inszenierung den Realismus hervorhebt um ihn gleichzeitig mit komödiantischen und auch surrealen Elementen in eine Art Parallelwelt zu verwandeln. Ein South-London, dass von einer nahezu magischen Atmosphäre durchzogen scheint. Gerade diese Atmo, sowie die Mischung aus Hyperrealismus und surrealem, ist es wohl auch, die mich früher in ihren Bann geschlagen hat und ich frage mich ob das nicht heutzutage ein bißchen "dated" wirkt, dennoch hat der Film einen nicht nur filmgeschichtlichen Stellwert. Er vermag auch heute noch zu "zaubern".

Southpaw (Kino) 2015 (Antoine Fuqua) 4-5/10 
Tjoa, hatte gar nicht parat, dass Fuqua nach seinem "Equalizer" schon wieder einen Film am Start hat. Diesmal konnte er mich mit seinem Boxerdrama nach Schema F allerdings nicht überzeugen. Was ich ja ein wenig übel nehme, da ich mir nach der Kritik von Suchsland doch einiges versprochen habe. Bei "Brooklyn´s Finest" ist mir das schon aufgestoßen und hier tut es mir schon fast richtig weh aber der Film tropft nur so voller Klischees. Dabei dachte ich, daß der Kampf zurück an die Spitze auch ein Kampf gegen den eigenen Machismo wäre. Von Veränderung jedoch keine Spur. Nachdem Gyllenhaal seine Frau und das Sorgerecht für seine Tochter verloren hat, muß er auf Entzugskur von Geld und Drogen gehen um mit Mentor Whitaker für DEN Kampf fitgemacht zu werden, der den Mörder seiner Frau plattmacht sowie Kohle für seine Tochter reinscheffelt. Gyllenhaal kämpft auf Oscar Kurs gegen die überbordernden Klischees an, die reihenweise abgehakt werden und nichteinmal visuell ist der Film interessant. Besonders die Kamera machte ziemlich was her in den bisherigen Filmen, die ich sah aber hier gibt es leider uninspirierte Handkamera, die unbedingte Nähe suggerieren soll und der mehr dann leider auch nicht einfällt. Besonders in den Kampfszenen ist das eklatant uninspiriert. Gyllenhaal ist, wie gesagt, toll kommt aber leider nicht gegen den Film an. 

Pixels (3D) (Kino) 2015 (Chris Columbus) 6/10 
Wollte ich eigentlich gar nicht sehen aber was tut man nicht alles mit einer Cinemaxx-for-free Card. Außerdem war dies ein Film auf den ich mich mit meiner Freundin einigen konnte und tja was soll ich sagen, so schlimm wie die meisten Kritiken ihn verrissen haben, was wohl auf jeden Adam Sandler Film zutrifft, ist er gar nicht. Nunja, kritisieren kann man auf jeden Fall, dass der Film aus seiner Idee, die auf diesem kleinen Kurzfilm basiert, wesentlich mehr hätte rausholen können. Was drauß geworden ist, ist einerseits ein typischer Adam Sandler Film in dem natürlich Kevin James, den Präsidenten der USA spielt und Sandler, sein bester Freund als Cable Guy (die Firma heißt "Nerds") ganz lässig im weißen Haus ein und ausgeht. Das ist totaler Nonsens aber eben deshalb auch ganz witzig. Die Verweise auf die große Spielhallen und 8bit Zeit der 80er funktionieren leider sehr bedingt und mehr konstruiert-gewollt was auch auf die Erdenrettung vor den Pixel-Aliens zutrifft, wo dann immer wieder, trotz erstaunlicher Effekte, Family-Entertainment á la Chris Columbus durchkommt. Tja und so ist Pixels ein Film geworden mit dem man Spaß haben kann, niemandem wirklich wehtut und sein irres Potential irgendwie verschenkt. Geht für mich aber gerade noch als o.k. durch. 

National Lampoon´s Vacation 1983 (Harold Ramis) 9/10 * 
Eigentlich hatte ich auch gar nicht vor den neuen "Vacation" Film zu sehen aber nach dieser Kritik und nachdem meine Freundin, die ihn schon gesehen hatte, ihn ganz lustig fand, gab ich ihm dann doch eine Chance. Beste Gelegenheit also, das Original nochmals aufzufrischen. Tja und was gibts da zu sagen. Ramis zweiter Film, nach seinem Meisterwerk Caddyshack, von John Hughes geschrieben, ist und bleibt wohl eine der bösesten Komödien der 80er Jahre. Eine bitterböse, derbe Sozialsatire auf den American Way of Life in Form der typical WASP Familie names Griswold. Den einzigen Griswold Film, den ich früher mal gesehen hatte, war der Weihnachtsfilm, der in den Neunzigern schon Kult war. Vacation habe ich wesentlich später gesehen, ich glaube vor 5 Jahren war das und hat mich ziemlich umgehauen, einfach weil ich mit so einer derben Satire nicht gerechnet habe. Muß mir unbedingt noch die anderen zwei Griswold Urlaube anschauen, wobei der in Vegas ja schon nicht mehr so doll sein soll. 

Innerspace 1987 (Joe Dante) 7/10 
Lücke geschlossen. Innerspace wollte ich schon seit seeeeeehhhhr langer Zeit sehen und selbst im Fernsehen oder auf Video hat es irgendwie nie gegklappt. Innerspace hat dann auch alles was einen Joe Dante Film ausmacht samt vielen bekannten Gesichtern bei den Nebendarstellern, die man aus etlichen Joe Dante Filmen kennt, samt Dick Miller und Robert Picardo. Abstruse, irre Ideen, die sich besonders in der letzten Hälfte häufen verbinden sich hier mit einer Romantic-Comedy, die irgendwie nicht so ganz zum Rest passen will. Dabei macht der Film aber dennoch einen Heidenspaß, keine Frage, baut hier aber um die Selbstfindung des komischen Hypochonders Martin Short eine recht platte Message ein, die mich doch immer wieder langweilte aber dennoch keinen Bruch innerhalb des Films verursacht, da der Film eben zwischendurch mit seinen tollen Einfällen nie geizt. Vielleicht liegt es auch an der Bürde und den zu hohen Erwartungen, die ich an den Film hatte, den ich seit so langer Zeit sehen wollte. Vielleicht gefällt er mir beim zweiten Mal noch besser. 

Ricki and the Flash (Kino) 2015 (Jonathan Demme) 6-7/10 
Hatte ich zwar auf dem Schirm, da ich immer noch verfolgt habe, was Jonathan Demme so treibt aber auch eher gemäßigt Lust ihn mir anzuschauen, da ich seinen letzten Feature "Rachel getting married" ganz ok aber nicht sonderlich interessant fand. So kam es, dank Cinemaxx Card, dass ich seit Jahren mal wieder in eine Sneak Preview ging, bei der man ja nie weiß, was für ein Film gezeigt wird. Mit "Ricki and the Flash" hatte ich überhaupt nicht gerechnet, genausowenig wie die 6 Jungs neben uns lautstark, nach Beginn, das Kino verließen. Der Film, der den dämlich abstrusen Verleihtitel "Ricki - Wie Familie so ist" hat, ist dann auch ein bißchen zwiespältig aber definitv eher auf der guten Seite. Zwiespältig, weil Demme sich an ein allzu konventionelles Drehbuch ohne dabei wirklich zu überraschen hält und im Grunde nur eine Variation seines letzten Films macht. Im Guten hat man hier aber ein Potpourrie aus lauter Demmschen Versatzstücken und man hat Meryl Streep, die hier als gealterte Rocker Braut immer noch ihren Musik Traum samt Idealen von damals lebt und dabei der Realität ins Auge blicken muß während sie im immer gleichen schäbigen Schuppen mit ihrer Band spielt. Der Realität muß sie dann auch bei ihrer Familie ins Gesicht sehen. Ihre Tochter (Mamie Gummer, Mery Streeps älteste Tochter in RL), die versucht hat sich umzubringen nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde hat für sie ebensowenig übrig wie ihr Ex-Mann (Kevin Kline). Ihre Söhne (der eine schwul, der andere Öko-Hipster) machen sich bitterst über sie lustig und wie der Film dann schildert, wie sie versucht ihre Tochter wieder ins Leben zu führen und ihren Status innerhalb der Familie zu festigen, das gleitet immer wieder leicht in Richtung "Kümmer-dich-Mum" Film ab, doch der Film legt sein Augenmerk immer wieder auf diese großartigst von Meryl Streep verkörperte Figur, was wirklich gut funktioniert und selbst wenn böse Stimmen behaupten, sie sei mittlerweile eine Karikatur ihrer selbst, was teils auch stimmt, so kann man hier besonders gut sehen welch ein Chamäleon, sie doch immer wieder ist. Auch schön, wie der Film am Ende nachdem einige Watschen gegen die Hipster aber Spießer Familie verteilt wurden, sie mit ihrer Band, als Ersatzfamilie, sich selbst treu bleibt. Insgesamt also viel tolles aber auch viel nicht so dolles und ich wünschte mir Jonathan Demme würde wieder mit Tak Fushimoto als Kameramann zusammenarbeiten, ich glaube das würde viel ausmachen. 

Married to the Mob 1988 (Jonathan Demme) 8/10 
Schnurstracks habe ich mir dann noch diesen tollen Film angesehen, der seit geraumer Zeit schon bei mir rumlag und es stimmt alles, was man so über ihn liest. Ähnlich wie in "Something Wild", wo die Komödie zum Thriller wird und den ich noch ein Stück besser finde, gibt es hier einen Clash der Genres zu bewundern. Gangster, Crime, Cop, Romantic-Comedy, alles findet statt in diesem irrwitzigen Film, der typisch Demme auch den sozialen Aspekt miteinbringt. Tja und als dann schon ziemlich zu Beginn "Bizarre Love Triangle" von New Order (übrigens auch einer meiner liebsten Video-Clips) auf der Soundtrack Spur, der mal wieder von David Byrne stammte, erklang, war es schon um mich geschehen. Das ist auch mit das tolle, dass er diese eigentlich so klassische Story, die Howard Hawks würdig ist, 1:1 ins Amerika der 80er pflanzt und Popkultur sowie ein wenig Social-Aspects miteinbringt, der Film aber nie seinen temporeichen Witz samt Kontinuität vermissen läßt. 
Ganz großartige Komödie und noch so viel mehr. Wundervoll. 

Vacation (Kino) 2015 (John Francis Daley & Jonathan M. Goldstein) 7/10 
Zum Schluß dann noch "Vacation 2015", den ich, wie oben geschrieben, ja eigentlich gar nicht sehen wollte aber zum Glück es doch noch getan habe. Allen, die das großartige Original sich nicht verderben möchten, kann ich nur sagen "anschauen" ! Vacation 2015 ist Reboot, Remake und Sequel in einem und es geht ihm auch die überbordernde Sozial-Satire des Originals komplett flöten aber er macht einen Höllen-Spaß und das besonders in den Momenten in denen er sich vom Original abnabelt und sich vollends auf seinen neuzeitigen Brachialhumor verläßt, der politisch unkorrekt, sehr derbe ein Gag-Feuerwerk zündet, welches fast immer funktioniert. Von Pädophilen-Witzen über Transgender bis hin zum Beauty und Party Wahn der heutigen Zeit wird nix ausgelassen. Chris Hemsworth mit Riesen-Penis und Föhnfrisur, der sich mutig über sein eigenes Image lustig macht, ist da nur das Tüpfelchen auf dem I. Chevy Chase und Beverly D´angelo samt Walley World, wo ja die Reise wieder hingeht, sind dagegen eher schwach, da unnötigst an das Original angeknüpft werden soll. Anknüpfen tut er daran auch mit einem ähnlichen "Postkarten Opening" samt exakt dem gleichen Song, der als Main Theme, wieder seinen Platz hat, was ich durchaus zu schätzen wußte und auch sehr sympathisch fand. HIER mal das Opening vom Original, was im neuen Griswold Film schon ganz gut die Marschroute vorgibt zu einem rücksichtslosen Spaß, der Brachialhumor feiert wie nix, nicht immer originell ist, was die Einführung dieser neuen Griswolds angeht, aber sehr viel Spaß macht.