Ein regnerischer Oktobertag in
Stockholm. Der Erzähler (Gösta Cederlund), dessen Name nichts zur Sache
tut, wie er sagt, spricht in die Kamera und leitet die folgende Geschichte ein.
Maggi (Barbro Kollberg) kauft ein Ticket für den nächstmöglichen Zug raus aus
Stockholm, den sie verpaßt. Nachts im Wartesaal trifft sie auf David (Birger
Malmsten). Sie tun sich als Paar zusammen um so eine größere Chance auf ein
Zimmer für die Nacht, die die Heilsarmee zur Verfügung stellt, zu haben. Weil
Maggi einen Koffer bei sich hat, wird ihnen das Zimmer gegeben, worüber sich
David sogleich aufregt. Auf dem Zimmer versucht er Maggi zuerst gewaltsam zu
küssen, was sie abwehrt, doch dann läßt sie ihn gewähren und sie schlafen
miteinander. Sie erzählt ihm, dass ihr Traum Schauspielerin zu werden an der
Akademie gescheitert ist und sie danach als Dienstmädchen gearbeitet hat und
nun nur noch wegwolle aus Stockholm. Gemeinsam und mit wenig Geld in den
Taschen, machen sie sich am nächsten Tag auf in eine unbestimmte Zukunft. Ohne
Bleibe und vollkommen durchnässt finden sie Nachts ein kleines Haus in der Nähe
der Bahngleise in das sie einbrechen. Maggi ist hungrig und fordert David auf
in den Schränken nach Essen zu suchen. David aber weigert sich und will keinen
weiteren Diebstahl begehen. Er gesteht ihr, dass er gerade frisch aus dem
Gefängnis entlassen wurde, wegen Diebstahls und das dies auch nicht sein erstes
Mal gewesen ist. Als sie sich am Schrank zu schaffen machen, werden sie vom
Besitzer des Sommerhauses, Herrn Håkansson (Ludde Gentzel), überrascht. Als
David von ihm vor die Tür geschickt wird, wartet dort schon die Polizei auf
ihn. Sie lassen ihn allerdings wieder gehen nachdem Herr Håkansson ihnen kurz
erklärt, es handele sich um ein Missverständnis. Er bietet David an das Haus
für 12 Kronen die Woche zu mieten und um dies zu bezahlen eine Anstellung in
der örtlichen Gärtnerei zu suchen. Nachdem David sein Glück nicht fassen kann
und er es sogleich Maggi erzählt, will er ihr Rückfahrtticket nun für Essen
eintauschen. Am nächsten Morgen freundet er sich mit den ebenso ärmlichen
Nachbarn der Gegend an, die ihm in seinem Garten einen Besuch abstatten. Die
Arbeit in der Gärtnerei gefällt David, doch wird er mißtrauisch beäugt von der
Frau des Chefs. Ein neues Jahr hat begonnen und David macht Maggi einen
Heiratsantrag, doch Maggi lehnt diesen ab. Der Erzähler meldet sich wieder zu
Wort und fragt unter anderem ob die Dinge nicht zu gut für die beiden stehen.
Als Håkansson die Miete einkassiert fragt er ob David das Haus nicht kaufen
wolle für einen Preis von 1000 Kronen. Falls er ablehne würde er sie
rausschmeißen und macht sie darauf aufmerksam, daß sie keinerlei Rechte vor dem
Gesetz haben. Maggi bittet David nicht zu unterschreiben und gesteht ihm, daß
sie schwanger ist von einer früheren Liebschaft. David verläßt wütend das Haus,
rennt zum Hafen. In einer Kneipe trifft er draußen auf den Erzähler, der ihm
rät sich von der Einsamkeit nicht übermannen zu lassen. Noch in derselben Nacht
geht er zu Håkansson und unterschreibt den Kaufvertrag. Nachdem er Maggi
berichtet, dass er ihr Kind akzeptiert gehen sie zum Standesamt, wo ihre
Eheschließung nicht besonders geschätzt wird und Maggi sich gezwungen sieht ihr
Kind in einem Entbindungsheim zu bekommen. Als die Gärtnerei ihn entläßt weil
sie David des Diebstahls bezichtigen erfährt er, dass Maggis Kind tot geboren
wurde. Kurz nachdem Maggi wieder zu Hause ist erfahren sie von einem
Vollzugsbeamten (Gunnar Björnstrand), dass sie eine wertlose Immobilie gekauft
haben und das Gebiet von der Stadt geräumt werden soll. David verprügelt vor
lauter Wut den Beamten und wird vor Gericht angeklagt. Vor Gericht wird sein
dramatischer Lebenslauf ausgebreitet ebenso die Umstände, die ihn kriminell
werden ließen. Als Pflichtverteidiger tritt der Erzähler auf und kann
letztendlich einen Freispruch für David erwirken. Mittlerweile wird an der
Stelle wo ihre Hütte stand eine Fertighaussiedlung gebaut. Auf der Straße
treffen sie den Erzähler, der feststellt, dass es bald regnen wird und gibt
ihnen einen Regenschirm. Mit dem Regenschirm machen sie sich auf Richtung
Stadt.
Nach dem
finanziellen Mißerfolg von Kris bekam Ingmar Bergman die Möglichkeit ein
Theaterstück zu verfilmen, welches 1937 schon einmal unter seinem Originaltitel
"Gute Menschen" verfilmt wurde. Für den unabhängigen Produzenten
Lorens Marmstedt, für den er in den 40er Jahren 2 weitere Filme machte,
überarbeitete er das schon vorhandene Skript von Herbert Grevenius.
Det regnar ist ein kleiner, netter Film geworden, der vor allem von seinen regelrecht aufblitzenden Momenten lebt. Er besitzt einen gewissen Charme, ist wesentlich persönlicher und ja auch individueller als sein Vorgänger Kris. Im Zentrum des Films stehen hier zum ersten Mal zwei junge Außenseiterfiguren, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden und dadurch in eine verquere Lage geraten, aus der ihnen am Ende nur mit Hilfe höherer Macht geholfen wird. Dieses Sozial Drama wird dabei stilistisch sowie auch inhaltlich irgendwo zwischen „poetischem Realismus“ und „Film-Noir“ inszeniert. Beide träumen sie den Traum vom guten, unabhängigen Leben, doch ihre Vergangenheit und ihre Mittellosigkeit zeichnet, stigmatisiert sie als inakzeptabel für die Gesellschaft. Jeder Weg und jede Biegung, die sie nehmen endet in einer Sackgasse. Ihr stetiger Glaube an das Gute im Menschen, wird nach und nach von einer Gesellschaft zerstört, die ihnen am Ende des Films, von jeder Person, denen sie im Film begegnet sind, im Gerichtssaal den Prozess macht. Was das Aufbegehren der Jugend gegen den Konservatismus, der hier in der Rolle des Herrn Håkansson schon verbrecherische Züge trägt, angeht, so scheint es fast so als ob gerade im Frühwerk Bergmans, sich ein roter Faden bis zu Die Zeit mit Monika spannt und auch hier hat man es wieder mit der großen und der kleinen Welt zu tun.
Diese
klassische Outsider Geschichte inszeniert Bergman fast schon wie ein Gleichnis,
in dem er die Geschichte, durch den Erzähler, der auch in die Geschichte
einwirkt, aufbricht und sie auf eine andere Ebene bringt, was dem Film auch
einen etwas leichten, immer wieder witzigen Ton verleiht, aber auch eine
irgendwie aufgesetzte, von außen einwirkende Moral, welche die Figuren lenkt
und über sie wacht. Dabei erinnert der Film auch ein wenig an die
Sozial-Märchen eines Frank Capra, wenn
am Ende der Erzähler, sich als Rechtsanwalt entpuppt und die große Hymne über
die verrohte Gesellschaft und ihre Vorurteile anstimmt, dann schwingt sich der
Film auf eine echte Protest Ebene, die einem Mr. Deeds zum Beispiel nicht unähnlich ist. Die gesamte
Gerichtsszene, die Bergman der Vorlage hinzufügte, ist kein reiner Prozess
sondern ein überhöhtes Plädoyer über die schwierige Vergangenheit und wider die
Gesellschaft, hin zu einer unbestimmten Zukunft, bei der ein Regenschirm, ganz
pragmatisch, helfen kann. Pragmatischer Optimismus wie bei John Ford.
Innerhalb
dieses Prozesses kommen auch die Nachbarn von David und Maggi zu Wort, die genau
wie sie ärmlich in den Baracken entlang der Bahngleise wohnen und dort ein
zufriedenes Leben abseits der Gesellschaft führen. Da ist die alte Dame, die
den Gärtner verscheucht, als dieser bei David und Maggi im Garten nach
gestohlenem Werkzeug sucht und da sind die anderen zwei Vagabunden, die schon
wie eine kleine Gaukler Truppe aus Das siebente Siegel oder Abend der Gaukler daherkommen. Sie sind es auch, die mit Maggi und David diese kleine
Welt begründen, die von Außen bedroht ist.
Bevor der
Film mit dem Aufspannen des Regenschirms schließt und Maggi und David ihr Glück
nochmal in der Stadt versuchen, sehen sie noch einmal nach ihrer kleinen Hütte,
die von einer Fertighaussiedlung verdrängt wird.
Maggi :“I´m tired David, i don´t find this place beautiful anymore.”
David : “A few days in the nick and there are fences everywhere.”
Maggi :”Ugly houses, scrubby bushes and trees with dry twigs. It´s all a big mess.”
David : “A few days in the nick and there are fences everywhere.”
Maggi :”Ugly houses, scrubby bushes and trees with dry twigs. It´s all a big mess.”
Nein, ein so häßliches und uniformes Leben ist nicht lebenswert und so heißt es gegen
die Konformität weiterzuziehen.
Man sieht Det regnar schon an, im Gegensatz zum Debut, wie Bergman hier weg von den Schablonen hin zu einem Naturalismus, zu echten Menschen will, die deshalb so lebendig sind weil sie Konflikte aussprechen, die für jeden nachvollziehbar sind. Man sieht diesem kleinen, netten Sozial Märchen an, daß Bergman immer noch einen Stil sucht, ihn aber noch nicht gefunden hat.
6/10
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